Kleinunternehmer in der Krise

Erzwungene Geschäftsschließungen, abgesagte Veranstaltungen, Kurzarbeit für Mitarbeiter, Mindestabstand und Hygieneregeln: Das Corona-Virus muss eingedämmt werden. Die Maßnahmen dazu treffen aber in Thüringen auch viele Selbstständige, Freiberufler und Kleinunternehmen.
Mit welchen Problemen haben diese Menschen zu kämpfen? Wir haben nachgefragt!

„Man weiß nicht wie’s weitergeht – wirtschaftlich und finanziell.“

Katrin Brenn ist Chefin von zwei Friseursalons: Kami Style in Weimar und Brotterode/Trusetal. Die derzeitige Situation trifft sie als Unternehmerin, aber auch als Mensch hart.
Telefonate mit Kunden, Soforthilfe- und Kurzarbeits-Anträge – diese Tätigkeiten bestimmen gerade ihr Leben. Und dabei immer die Sorge im Hinterkopf, ob es reicht und weitergeht: „Die größte Herausforderung ist das Aufholen“, sagt Katrin Brenn. Denn die Maßnahmen gegen das Corona-Virus haben für sechs Wochen geschlossene Läden gesorgt. Null Einnahmen und trotzdem weitere Ausgaben.

Soforthilfen helfen nur kurze Zeit

Die Soforthilfen des Landes nehmen viele Kleinunternehmer wie Katrin Brenn natürlich dankend an und wissen diese auch zu schätzen. Die Beantragung war schnell und unkompliziert, eine Reaktion kam ebenfalls zügig. Bis Geld ausgeschüttet wird, dauert es allerdings seine Zeit.

Von anderen Vorschlägen wie beispielsweise einer Stundung der Miete hält Katrin Brenn dagegen nicht sonderlich viel: „Spätestens im Juni/Juli will irgendwann jeder sein Geld. Wir haben mit diesen Stundungsmaßnahmen ja nichts geschenkt bekommen, sondern wir sind als Unternehmen irgendwann zahlungspflichtig. Und das heißt: Die Hilfe hilft im Moment vielleicht über einen kurzen Zeitraum.“ Diese Hilfsmaßnahmen sind im Grunde keine richtige Hilfe, sondern nur ein aufgeschobenes Zahlungsziel.

Für Katrin Brenn kommen dazu noch die Sorgen um die eigene finanzielle Situation: Denn sie ist nicht nur Unternehmerin und Chefin der Friseursalons, sondern hat dort auch selber mitgearbeitet und ihren Lebensunterhalt verdient. Inwiefern ihr dafür ebenfalls finanzielle Hilfen zustehen, ist noch unklar.

Ein großes „Dankeschön“ an die Mitarbeiter

In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, sich auf die Mitarbeiter zu können – und das kann Katrin Brenn. Sie musste für ihre Mitarbeiter – wie viele andere Unternehmen in Thüringen auch – Kurzarbeit anmelden. Dennoch haben ihre Angestellten ihre Leidenschaft nicht verloren und mit ihr zusammen weitergekämpft. Katrin Brenn: „Ich muss eine Lanze brechen für mein gesamtes Team. Dass wirklich alle bis zum letzten Tag, bevor die behördliche Anordnung kam, dass wir schließen, alle am Start waren. Ein Riesendankeschön an mein Team dafür!“

Auch Friseure müssen wieder auf die Füße kommen.

„In sozialen Medien oder beim Spaziergang hört man: ‚Ihr Friseure, seid doch froh, dass ihr jetzt mal ein paar Wochen Ruhe habt. Denn dann rennen euch die Kunden doch wieder die Bude ein! Ihr habt’s doch gut in der Krise!‘“ Solche Aussagen ärgern Katrin Brenn. Denn von außen wird nicht gesehen, dass auch ein gut funktionierender Friseursalon nach wochenlanger Schließung nicht automatisch den Verlust wieder reinholt – auch wenn die Kundenanfragen danach natürlich kommen.

Erleichterung über die Wiedereröffnung ab 04. Mai

Dass es nun in zwei Wochen, am 04. Mai 2020, endlich wieder weitergeht, erleichtert Katrin Brenn natürlich. Dennoch laufen jetzt die Vorbereitungen wie genau wieder eröffnet werden darf: Denn die Voraussetzung ist, dass ein Konzept vorgelegt wird, in dem Maßnahmen zu Mindestabstand und Hygieneregeln festgelegt sind.
Die größte Herausforderung ist die Ausarbeitung dieses Konzeptes: „Da müssen wir uns jetzt damit auseinandersetzen, wie das aussieht: Schutzmasken – wo bekommen wir die her und welche sind überhaupt erlaubt?“

„Wir werden natürlich zum Schutz unserer Mitarbeiter und auch unserer Kunden natürlich alle Richtlinien einhalten!“ (Katrin Brenn, Chefin Kami Style mit Fililen in Weimar und Brotterode/Trusetal)

Zentralverband für Friseurhandwerk legt Positionspapier vor

Auch die Thüringer Handwerkskammern freuen sich über die Wiederöffnung der Friseursalons: „Die absehbare Wiederöffnung ist eine gute Nachricht für die Branche und sowohl für die Geschäftsführer und ihre Mitarbeiter als auch die Kunden wichtig. Sie beendet eine Zeit, in der sich viele Salons in ihrer Existenz bedroht sahen“, betonen die Hauptgeschäftsführer der drei Thüringer Handwerkskammern, Thomas Malcherek (Handwerkskammer Erfurt), Hans Joachim Reiml (Handwerkskammer Ostthüringen) und Manuela Glühmann (Handwerkskammer Südthüringen) in einer gemeinsamen Erklärung.

Was die konkrete Auslegung der Hygieneregeln angeht, äußert sich der Zentralverband für das Friseurhandwerk in einem Positionspapier. In diesem wird den Friseuren empfohlen bei Mundschutzen auf Papiermasken als Einmalmaterial oder auf wiederverwendbare Masken zurückzugreifen.

Handwerkskammern: Nach Friseuren sollen andere Gesundheitshandwerke folgen 

Allerdings soll es laut der Thüringer Handwerkskammern nicht bei der Wiederöffnung der Friseursalons bleiben. Auch andere Gesundheitshandwerke sollen bald mit konkreten Aussagen rechnen dürfen: „Auch andere Dienstleister im Bereich der Körperpflege, wie Fußpfleger und Kosmetiker, brauchen eine klare Perspektive, wann und unter welchen Voraussetzungen sie ihre Türen wieder öffnen dürfen. Unter strenger Wahrung des Gesundheitsschutzes sollte die Wiederaufnahme ihrer Arbeit schnellstmöglich -bestenfalls gemeinsam mit den Friseuren- erfolgen“, betonen die Hauptgeschäftsführer.

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