Die Bundestagswahl aus Thüringer Sicht

Ergebnisse und Reaktionen

Die AfD hat die CDU bei der Bundestagswahl in Thüringen als stärkste Partei verdrängt. Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis lag die AfD, die in Thüringen wegen rechtsextremistischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, bei 24,0 Prozent. Die SPD, die vom Bundestrend profitierte, wurde mit 23,4 Prozent zweistärkste Partei und verbesserte sich damit deutlich. Die CDU, die die Bundestagswahl 2017 in Thüringen gewonnen hatte, kam auf 16,9 Prozent und nur noch Rang drei.

Die Linke, sie stellt Thüringen mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten, erlitt Einbußen und erhielt 11,4 Prozent. Die FDP kam auf 9,0 Prozent der Stimmen, die Grünen auf 6,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,9 Prozent etwa auf dem Niveau von 2017.

Stimmen
Gewinne / Verluste


Kritik an Laschet aus dem Osten

Die herben Verluste der Union kreiden vor allem viele ostdeutsche Vertreter der CDU Armin Laschet an. Sein Wahlkampf sei voll an den Ostdeutschen vorbeigegangen, meinte auch Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt im LandesWelle-Interview: „Die ostdeutschen Themen standen nicht im Vordergrund. Bei uns machen sich die Leute eben vielfach Sorgen über die Kosten, die auch durch diese Klimapolitik entstehen oder was Corona bedeutet oder wie auch das wirtschaftliche Wachstum in den nächsten Jahren aussehen wird. Und das muss auch für Union Maßstab sein, sich da auf einen neuen Weg zu begeben.“

Grüne wollen die Angst nehmen

Die Thüringer Grünen blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Ergebnisse der Bundestagswahl. Man freue sich über das historisch beste Ergebnis in Bund und Land, sagte Ann-Sophie Bohm, Landesvorsitzende der Grünen im LandesWelle-Interview, allerdings habe man sich trotzdem mehr erhofft: „Wir merken auch, dass gerade in den ostdeutschen Bundesländern, viele Menschen Sorge vor zu viel Veränderung haben“, sagte Bohm. Man müsse vor allem beim Thema Klimaschutz darauf achten, alle Generationen gleichermaßen abzuholen und mitzunehmen. Das sei eine gemeinsame Aufgabe aller Parteien.
 

Thüringer FDP sieht Gemeinsamkeiten mit Grünen

Bis spätestens Weihnachten soll die neue Bundesregierung stehen – schon das zeigt, dass Sondierungen und Koalitionsverhandlungen langwierig werden dürften. Eine der wichtigsten Fragen dabei ist, wie Grüne und FDP unter einen Hut zu kriegen sind. FDP-Landeschef Thomas Kemmerich sieht im LandesWelle-Interview – bei allen Gegensätzen – auch Möglichkeiten: „Wir betonen, dass Klimaschutz wichtig ist […], aber mit Vernunft und Ingenieurtechnik und nicht mit Alarmismus. Das ist sicherlich die große Trennlinie [….] Aber es gibt auch Dinge bei Mittelstandsförderung und bei Schulbildung, da gibt es Gemeinsamkeiten. Genau das müssen die Kollegen in Berlin ausloten.“

Ullrich vor Maaßen

Ex-Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen (CDU) ist mit seiner Kandidatur für ein Direktmandat im Bundestag deutlich gescheitert. Der umstrittene CDU-Politiker kam nach Auszählung aller Stimmen im südthüringer Wahlkreis 196 auf 22,3 Prozent der Erststimmen, sein SPD-Kontrahent, der Olympiasieger und Ex-Biathlon-Bundestrainer, Frank Ullrich, holte das Direktmandat mit 33,6 Prozent der Erststimmen.

Ramelow enttäuscht

Trotz des schlechten Abschneidens seiner Partei bei der Bundestagswahl sind nach Meinung von Thüringens Linke-Ministerpräsident Bodo Ramelow keine personellen Konsequenzen an der Parteispitze nötig. Die beiden Spitzenkandidaten der Linken, Janine Wissler und Dietmar Bartsch, hätten einen tollen Wahlkampf gemacht, sagte Ramelow.
 

Maier freut sich

Thüringens SPD-Landesvorsitzender Georg Maier freut sich über das Ergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl. „Das ist sensationell“, sagte Maier bei der Wahlparty in Erfurt. „Wir haben das Ding gedreht.“
 

„Schwieriges Ergebnis“ für Hirte

Die Union hat nach Meinung von Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte ein schwieriges Ergebnis bei der Bundestagswahl eingefahren. Für die Regierungsbildung im Bund gebe es mehrere mögliche Konstellationen, so Hirte. „Wir sind als Union offen für Gespräche.“

Göring-Eckardt hatte sich mehr erhofft

Die aus Thüringen stammende Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt hat sich zufrieden über das Abschneiden ihrer Partei geäußert. «Wir sind sehr froh darüber. Das war eine Generationenwahl. Auch wenn wir uns noch mehr erhofft hätten», sagte Göring-Eckardt.
 

Höcke schimpft auf die Medien

Thüringens AfD-Landesparteichef Björn Höcke hat mit Blick auf das Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl eine „Negativkampagne“ der Medien beklagt. „Vor dem Hintergrund der politischen Instrumentalisierung des sogenannten Verfassungsschutzes und einer beispiellosen Negativkampagne in den Mainstreammedien ist das Abschneiden der AfD ein Ergebnis, auf das wir stolz sein können“, erklärte Höcke.



Bundestagswahl 2021
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Hinweis: Im Laufe des Wahlabends haben wir die Ergebnisse mehrfach an den aktuellen Auszählungsstand angepasst.

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