Thüringer Einzelhändler noch nicht wieder vollends im Normalmodus

Die Corona-Inzidenzzahlen sind in Thüringen seit längerem schon auf einem niedrigen Niveau. Die meisten Einzelhändler haben ihre Geschäfte mittlerweile wieder geöffnet. Doch weiterhin müssen sie mit Einschränkungen leben: Die Kunden fehlen, Mitarbeiter sind aus Angst vor einem weiteren Lockdown abgesprungen oder die Öffnungszeiten müssen angepasst werden.


Anja Scheinpflug betreibt in Erfurt die Modeboutique Kauflust. Sie hat nach dem letzten Lockdown nach wie vor Angst, dass die nächste Schließung vor der Tür stehen könnte und fordert mehr Planungssicherheit: „Wir können für die Kunden keine wirklichen Aussagen treffen. Wir können nicht planen und ich muss ganz ehrlich sagen: Das kann so nicht weitergehen! Zumindest diese Planungssicherheit, die wir vorher hatten, dass wir unsere Unternehmen führen können wie wir das denken. Gerne auch mit gewissen Kompromissen. Aber wir laufen gefühlt von Woche zu Woche blindlinks in irgendwelche Situationen rein, von denen wir Angst haben, sie nicht mehr steuern zu können.“
„Wenn man sich die Berichterstattung anhört, müssen wir Angst haben, im Herbst schon wieder geschlossen zu werden.“ (Anja Scheinpflug, Inhaberin von Kauflust aus Erfurt)

Und das ist nicht Anja Scheinpflugs einziges Problem: Auch die Lieferketten haben monatelang coronabedingt stillgestanden. Das bereitet der Einzelhändlerin Probleme, weil die nächste Saison bereits vor der Tür steht.
Ihre Öffnungszeiten hat sie ebenfalls angepasst: „Wir haben unsere Öffnungszeit in den Morgenstunden um eine Stunde verkürzt, weil ich gemerkt habe, dass wir das hintenraus brauchen. Die Leute dürfen viel mehr auf Arbeit gehen, ins Büro gehen. Und bei mir im Geschäft hat sich das mehr in den Nachmittags- und Abendzeitraum verlegt.“

Auch das Goethe-Park-Center in Bad Salzungen hat die Öffnungszeiten angepasst: Kernöffnungszeiten sind nun zwischen 08:00 Uhr und 18:00 Uhr, geöffnet ist das Center allerdings bis 20:00 Uhr, was für die Händler eine Gleitzeit ermöglicht. Diese würde von den Kunden aber nur sporadisch genutzt, so Center Managerin Martina Hinze: „Bad Salzungen ist ein kleines Städtchen. Es gibt jetzt nicht so die Kunden, die abends nach 19 Uhr einkaufen gehen.“

Prinzipiell sei das Goethe-Park-Center aber recht gut durch die Corona-Krise gekommen: Keiner der Mieter musste kündigen, auch wenn die Zeichen nicht immer so gut standen.
Center-Managerin Martina Hinze gibt aber zu bedenken, dass die Monate der Schließung den Onlinehandel deutlich befeuert haben. Dies ist zum Teil auch am Alter zu erkennen: Jüngere Menschen sind es eher gewohnt, online zu shoppen, da sie mit dieser Möglichkeit ganz anders aufgewachsen sind, als ältere Menschen.
„Die jüngeren Kunden kommen auch her, essen ihr Eis und treffen sich. Aber das Einkaufen selbst wird dann doch mehr über den Onlinehandel gemacht. Meine Generation kennt das noch: ins Geschäft gehen, anfassen, direkt vor Ort schauen. Und da ist die Freude auch ganz anders da.“ (Center-Managerin Martina Hinze über das Kaufverhalten der Kunden)

Durch Kundenzählungen konnte ermittelt werden, dass etwa 80% der Kunden bereits wieder das Einkaufscenter besuchen.

Um die Händler zu unterstützen hatte die Südthüringer Industrie- und Handelskammer (IHK) bereits Ende Juni größere Spielräume bei verkaufsoffenen Sonntagen gefordert und verlangte bis zu sechs verkaufsoffene Sonntage pro Jahr und Kommune in diesem und nächstem Jahr.
Thüringens Wirtschaftminister Wolfgang Tiefensee erteilte diesem Vorschlag bereits eine Absage: Jeder Euro können nur einmal ausgegeben werden und dafür reichten die derzeit in Thüringen erlaubten vier verkaufsoffenen Sonntage aus.

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