Protest gegen Gesundheitspolitik: Viele Arztpraxen bleiben Montag geschlossen

Tausende Haus- und Fachärzte wollen an diesem Montag aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung ihre Praxen nicht öffnen. Der Verband der Praxisärzte, der Virchowbund, hatte zu der Aktion aufgerufen, weitere knapp 20 Ärzteverbände sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen schlossen sich an. Der Virchowbund rechnet damit, dass deutschlandweit eine fünfstellige Zahl von Arztpraxen geschlossen sein wird.

Thüringer Hausärzteverband beteiligt sich nicht am Aufruf


Auf der Protest-Webseite des Verbands ist von "schmerzhaften Sparmaßnahmen" die Rede, zu denen die Politik und die Krankenkassen die Praxen seit Jahrzehnten zwängen. Der Protest soll demnach aufmerksam machen auf den Fachkräftemangel, die aus Sicht der Mediziner ausufernde Bürokratie, auf die Inflation und die hohen Energiekosten, unter denen die Praxen litten, sowie auf die "Spar-Gesetze" der Bundesregierung.

Der Thüringer Hausärzteverband hat sich dem Protestaufruf jedoch nicht angeschlossen. Verbandsvorsitzender Dr. Ulf Zitterbart erklärt: "Wir haben nicht dazu aufgerufen, weil wir als Verband nicht glauben, dass das gerade die richtige Methode ist, um auf uns aufmerksam zu machen. Wir wollen am 1. November vor dem Thüringer Landtag protestieren. Das ist für uns der erste Schritt - eine Schließung der Praxen wäre dann erst eine weitere Eskalationsstufe."

Krankenhäuser zu sehr im Fokus


Dennoch kämpften natürlich auch die Thüringer Ärzte mit den Problemen, gegen die heute bundesweit protestiert wird. "Das Grundproblem für uns ambulante Ärzte ist die Aufmerksamkeit aus der Politik und der Krankenkassen als Kostenträger. Man habe jetzt in den Jahren nach Corona nur noch das Gefühl, dass sich alles um die Krankenhäuser dreht, insbesondere in dem jetzigen Ministerium. Dabei behandeln die ambulanten Ärzte ungefähr 90 Prozent der Behandlungsfälle in Deutschland und 10 Prozent die Krankenhäuser. In der Wahrnehmung ist das aber nicht die Relation", klagt Zitterbart. 

Es sei jetzt wichtig, trotz aller wichtiger und richtiger Investitionen in die Krankenhäuser, die ambulante Medizin nicht zu vergessen. Das könne beispielsweise gewährleistet werden, wenn in einem politischen Beraterteam nicht nur Krankenhaus- sondern auch ambulante Ärzte säßen, schlägt Zitterbart vor. Es gebe diverse Stellschrauben, die nachjustiert werden müssten, die Hauptbotschaft dürfe nicht sein, es ginge grundsätzlich nur um mehr Geld. 

Flächendeckender Not- und Bereitschaftsdienst


Sollte die Praxis ihres Hausarztes heute geschlossen bleiben, müssen Sie sich dennoch nicht sorgen. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung soll es einen flächendeckenden Not- und Bereitschaftsdienst geben. Wer nicht bis zur Praxisöffnung am Mittwoch warten könne, solle den Patientenservice unter der Nummer 116117 (ohne Vorwahl) nutzen. 

(red/ mit dpa) 

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