Max Mutzke im LandesWelle Interview

Was bedeutet der Albumtitel „Colors“ für dich?

Beim Albumtitel ist es ja jedes Mal so, dass einem schlecht wird, wenn man drüber nachdenkt: „Oh Gott, wie nennen wir das Album? Das soll ja so viel bedeuten!“

In dem Fall bedeutet es einmal die Facetten der Musik: Woher haben wir die Songs oder auch wo gehen sie hin? Wir haben ja Hip Hop-Klassiker und moderne Hip Hop-Tracks genommen und sie zu Soul und Motown gemacht.

Andererseits hat’s für mich aber auch einen hohen politischen Wert: Das ist ja etwas, das alle Künstler, die auf der Bühne stehen, nicht nur akzeptieren, dass wir ein buntes Deutschland sind, sondern dass wir das auch lieben. Ich bin ganz wahnsinnig stolz drauf, dass wir in einem Land leben, in dem es normal ist, dass Menschen aus allen Ecken kommen können und mit uns die Bühne teilen.

„Colors“ bedeutet für mich vor allem das.
 

Die erste Single heißt „Zugabe“. Was ist die Idee dahinter?

 Im Allgemeinen kann man sagen: Wenn man auf der Bühne steht, dann bin ich irgendwann mal auf die Idee gekommen, diese Masse an Publikum nicht als einen einzigen Organismus zu sehen, sondern es sind alles Individuen. Und wenn man rauskommt, sucht man sich so einzelne Flirtpunkte im Publikum. Das kann eine Jungsgruppe sein, die feiert und Spaß hat. Oder ein Pärchen das knutscht.

Aber der Song „Zugabe“ geht noch weiter: Die Idee ist, dass man jemanden entdeckt, den man dann nach der Show unbedingt noch sehen will. Es passieren ja auch Dinge. Die zweite Strophe fängt ja an mit: „Schlafzimmer, Show meines Lebens“. Und man merkt aber dann, die kommen zusammen.

Die Bridge, also der Mittelteil im Song, ist dann eine Beziehung im Zeitraffer: „Wir lieben uns, wir leben uns, wir haben uns, wir heben uns auf. Wir fühlen uns, wir fehlen uns, wir fordern uns, wir geben uns auf.“ Das ist quasi eine Zeitraffergeschichte einer gescheiterten Beziehung.

Und dann kommt die dritte Strophe „Es war zu laut bei uns zu Hause. Und dann wussten wir’s, auch ohne zu reden, was wir da abgezogen haben, war wahrscheinlich die größte Show unseres Lebens.“ Also, wir haben uns eigentlich die ganze Zeit was vorgemacht.

Aber der letzte Refrain fängt dann wieder an „Gib mich nicht auf und nimm eine Zugabe“. Also lass uns bitte die ganzen Spielchen beiseite legen und lass uns mal echt zusammensein.


Die Songs auf dem Album sind auf Deutsch und auf Englisch – was ist dir lieber?

Ich kann gar nicht das eine mit dem anderen vergleichen. Beim Singen ist es zum Beispiel so, dass das Englische einen anderen Sound hat. Den Laut in „love“ gibt‘s im Deutschen so gar nicht. Dann will ich aber so klingen. Und man achtet viel mehr auf Melodien, wenn man auf Englisch singt, als auf den Text.

Umgekehrt – bestes Beispiel Herbert Grönemeyer oder Udo Lindenberg: Die haben einfach wahnsinnig gute Texte und du hörst einfach dann sehr zu. Das mag ich aber auch.

Und gerade auf Deutsch zu schreiben ist so als würdest du einen Baukasten rausnehmen, um was zusammenzubauen, wo’s sechs Milliarden Puzzlesteine gibt. Und man muss seine eigenen Farben finden, Wege und Formen, wie man die Sprache aufbaut. Das ist ein Riesen-Puzzlespiel, was, wenn man’s dann geschafft hat, unglaublich Spaß macht und einen auch glücklich macht.

 
Es sind auch ein paar Coversongs dabei. Warum?

Die Idee war folgende: Ich wollte ein Album mit Hip Hop-Tracks machen, und zwar aus allen Epochen und vor allem auf Deutsch und Englisch, weil mir klar war, dass Hip Hop in einer Zeit entstanden ist, als Soul, Gospel und so Mainstream-Musik war. Die damaligen Künstler, die Hip Hop und Rap erfunden haben, hatten den Drang zu sprechen und nicht zu singen. Und die haben sich damals von Soul und R’n’B inspirieren lassen. Vielleicht hatten sie auch kein Geld, Musiker ins Studio zu holen und haben dann Tracks genommen, von James Brown zum Beispiel, und haben darauf gerappt. Somit spielt Soul eine große Rolle im Hip Hop.

Und dann dachten wir: „Lass mal rumdrehen! Lass uns Hip Hop-Songs nehmen und was würden wir als Soul-Musiker draus machen?“ 


Stefan Raab hat dich damals „entdeckt“. Habt ihr noch Kontakt?

Stefan und ich haben tatsächlich immer Kontakt. Das ist ja ganz schnell eine große Freundschaft geworden. Wir waren zusammen im Urlaub, er war bei mir auch schon im Schwarzwald. Wir telefonieren regelmäßig miteinander.

Er hat ja damals diese Castingshow als Antwort auf die anderen Castingshows gemacht. Und hat gesagt: „Ich schaffe es, jemanden zu finden, von dem man auch in zehn Jahren noch hört.“ Das ist jetzt 14 Jahre her. Und er ist immer der Erste, der sich dann auf die Schulter klopft und denkt: „Geil! Ich hab’s wirklich geschafft!“


Damals bist du mit „Can’t wait until tonight“ durchgestartet. Kannst du diesen Song überhaupt noch hören?

Ich bin ganz froh, dass es ein Titel war, den man nach 20, 30 Jahren noch singen kann, weil er nicht peinlich ist. Schlimmer wäre ja, ich hätte eine Nummer gemacht, wo man als kleiner Junge vom ersten Kuss singt. Ich bin ganz froh, dass es so eine Nummer ist. Und da gibt’s ja mittlerweile auch echt geile Versionen davon!

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