Karussell - Die Band der Generationen

Neben Karat, den Puhdys oder auch Silly zählt Karussell zu den bedeutendsten Gruppen der DDR. Doch auch Jahrzehnte nach der Wende sind die Rocker noch im Musikgeschäft, bringen Alben raus (aktuell: „Erdenwind“) und gehen natürlich auch auf Tour!

Am Samstag, 10.11.2018, besuchen Sie Thüringen: ab 20 Uhr rocken sie das DASDIE Brettl in Erfurt. Aber auch Karussell haben sich entwickelt: in den 70ern gründete sich die Band, brachte neun Alben raus, tourte durch Ost- und Westeuropa, Skandinavien und Südamerika. 1989 kam dann das vorläufige Ende der Band. Aber Jahre später, 2007, kam wieder Schwung ins Karussell, als Joe Raschke, dem Sohn von Band-Gründer Wolf Rüdiger Raschke und Reinhard Huth, dem Frontmann der ersten Stunde, die Karussell-Songs wieder ins Leben zurückholten.

Joe Raschke ist seitdem der neue und charismatische Frontmann – und damit gelingt Karussell auch ein harmonisches Miteinander zwischen den Generationen.


Vor seinem Auftritt im DASDIE Brettl in Erfurt war Joe Raschke für ein Interview bei LandesWelle Thüringen.

Das aktuelle Album heißt „Erdenwind“ – Was steckt dahinter?

Es ist so, dass wir schon bei der letzten Produktion des letzten Albums gemerkt haben, dass wir alle eigene Vorstellungen haben und am besten in Gruppen arbeiten.
Jetzt haben wir das so gemacht, dass jeder, der etwas schreiben wollte, das getan hat.

Mit den Möglichkeiten heutzutage, kann man das ja zu Hause ganz gut vorbereiten und vorarrangieren und wir haben uns dann getroffen zu einem Brainstorming. Dabei haben wir geguckt wie die Texte ausfallen, wer was singen will und dann haben wir jedem den Freiraum gelassen. Dadurch ist es auch ein sehr vielfarbiges Album geworden mit unterschiedlichen, schönen Liedern.

Woher nimmst du deine Inspiration für die Songs?

Es ist tatsächlich das fleißige Sammeln von Puzzlestücken, die einem momentan manchmal einfallen. Das sind vielleicht zwei Zeilen, die man als stark empfindet und man schreibt sie nieder. Und wenn es dann heißt ein Album zu machen, dann kann ich eben mein Buch aufschlagen und versuche dann dieses Puzzle zusammenzusetzten aus diesen vielen Bausteinen; erstmal was den Text angeht.

Und in der Musik mach ich es so, dass ich zuerst musikalische Gerüste komponiere, sie baue in ihrer Grundstruktur und dann gucke, wie ich die Worte dazu einpasse, die ich dazu geschrieben habe.

Jetzt bist du ja nicht von Anfang an mit dabei, bist aber mittlerweile ein bedeutender Teil des Kompositionsteams: Orientierst du dich da noch an den älteren Sachen?

Ne, das kann man so nicht machen, weil es sind natürlich auch musikstilistisch viele Jahre verstrichen und es gibt viele neue Gesichter und Formen der Musik. Ich hab dabei bloß aufgepasst, dass es im Ansinnen DAS Karussell bleibt, WAS es ist. Egal in welcher musikalischen Stilistik sich das äußert heutzutage.
Es geht rund um das Thema Mensch.  Also wir sind eine Band, die schon früher großen Anteil an einer breiten Masse von Menschen genommen hat. Was bewegt die Menschen? Was bewegt uns? Was möchten wir gern transportieren? Und insofern, sag ich, ist es immer noch original Karussell, weil eigentlich die Mission immer noch dieselbe ist, sozusagen.

Wie gesagt: Du bist kein Gründungsmitglied. Empfindest du „Karussell“ aber mittlerweile auch als DEINE Band?

Karussell ist keine Band die speziell einem gehört. Es gibt zwar den Urgründer in diesem Sinn, aber es lebt all die Jahrzehnte mit den Kettengliedern dieses Karussell, sozusagen. Die hier und da natürlich ausgetauscht werden mussten, weil irgendwas defekt war oder vielleicht sogar ein bisschen angerostet. Aber an dieser Konstellation jetzt, ist es, so sag ich immer, eine super Symbiose. Also wir haben uns gut zusammengerauft und das Vertrauen ist auch da untereinander. Dann ist es eigentlich, nach wie vor, EIN Karussell aus vielen und keine Band mit einem Musiker ringsum, sozusagen.

Und du bist mittlerweile auch bei den Fans und in der Band als gleichwertiges Mitglied angenommen worden?

Ja! Es ist natürlich hart, weil man wird schon erstmal genau unter die Lupe genommen. Das war am Anfang, als ich angefangen habe den Job zu vertreten, so. Und sie tun sich schwer mit einigen Erneuerungen.  Aber nach einigen Livekonzerten habe ich auch die Leute erreichen können. Also das ist ein Vertrauensding. Meine Beweisjahre sind hinter mir, glaub ich, und jetzt ist es so, dass ich in der Band als vollwertig angesehen bin und man mich auch als Autor wahrnimmt. Und das ist sehr schön für mich.

Wie ist dein musikalischer Werdegang?

Mit 6 Jahren habe ich Klavierunterricht von meiner Großmama bekommen.
Es ging zeitig los mit 12 schon am Rechner die ersten Tracks bauen, Schülerbands in der Schule. Dann habe ich angefangen Mundharmonika zu spielen, dann war ich Schlagzeuger mehrere Jahre lang.
Dann war ich eigentlich erst reif für Karussell. Also es erscheint mir manchmal so, als wäre all das, was damals zufällig passierte, schon ein Teil eines Bausystemes gewesen, was sich zusammensetzt, genau zum richtigen Zeitpunkt. Und das war dann 2008 der Start der Reunion Karussell.

Wer sind deine musikalischen Vorbilder?

Das sind für mich inzwischen Bands wie Keane oder Coldplay, die die britische Handschrift weiterführen. Ich selbst bin ein ganz großer Coldplay-Liebhaber. Es ist für mich aktuell DIE Band. Die Art wie sie schreiben und die Melancholie transportieren. Keine Band hat mich gefühlsmäßig so erreicht wie die.

Am Samstag (10.11.2018) seid ihr live im DASDIE Brettl in Erfurt. Welchen Song spielst du am liebsten live?

Ich glaube, dass das ganz unterschiedlich ist. Es gibt auch Klassiker von Karussell, zum Beispiel „Wer die Rose ehrt“, den sing ich unwahrscheinlich gerne, immer noch. Und natürlich die eigenen Lieder zu sehen, wie sie im Transport funktionieren, wie die Menschen darauf reagieren – ob sie die Message verstehen. Das ist eigentlich eine langanhaltende Testphase. Man ist damit eigentlich gar nie fertig.

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