Dramatischer Hilferuf von Pflegeheimbewohnern: "Das kann niemand bezahlen - helft uns!"

Es klingt erschreckend, was auf einem Zettel, der jüngst in Weimar ausgehängt wurde, zu lesen ist: "Das kann niemand bezahlen. Bitte helft uns!"

Die Bewohner des Pflegeheims St. Elisabeth und ihre Angehörigen wenden sich damit an die Öffentlichkeit, weil ihnen angekündigt wurde, dass sich der Eigenanteil der im Pflegeheim untergebrachten Bewohner auf 3413 Euro - und das bereits zum 1. Juli. 

Endgültige Summe steht noch nicht fest


Das es eine Erhöhung geben wird und diese wahrscheinlich auch ungewohnt hoch ausfallen wird ist soweit richtig, bestätigt die Caritas auf Nachfrage. Die ausgeschriebenen Zahlen seien aber noch nicht fix, sondern der Beginn einer Verhandlung, erklärt Philipp Nitsche, Leiter der Abteilung Gesundheit und Erziehung beim Caritasverband des Bistums Erfurt. "Die Zahlen, die dort stehen sind der Anfang eines Verhandlungsverfahrens zwischen den Pflegekassen, den Sozialhilfeträgern und dem Träger der Einrichtung. Da geht es dann um das Gesamtbudget der Einrichtung für das nächste Jahr. Wenn diese Verhandlungen beginnen, wird das den Bewohnern angezeigt. Die Wahrheit liegt dann aber immer irgendwann zwischen dem aktuellen Satz und der Maximalforderung, die jetzt im Raum steht."

Bei den Verhandlungen um die Kostensätze würden sämtliche Risiken und anfallende Kostensteigerungen für das nächste Jahr, die der Einrichtungsträger sieht, benannt und den Pflegekassen und Sozialämtern vorgelegt. Es bestehe ja die Pflicht für die Einrichtungen, wirtschaftlich zu arbeiten, betont Nitsche. 

Viele Faktoren führen zu Erhöhung


Dass es in diesem Jahr einen so großen Unterschied zwischen ist und soll-Beiträgen gibt, habe mehrere Gründe. "Was ja für uns alle momentan schwierig ist, ist, dass wir eine sehr hohe Inflation haben. Die anderen Aspekte über die wir jetzt reden, sind so ein bisschen schön und gut zugleich. Das eine ist, dass wir als Caritas schon immer gute Löhne zahlen, wir führen dazu am 1. Juli die 39-Stunden-Woche ein. Wir zahlen die Inflationsausgleichsprämie und zudem greifen ab Juli Bundesgesetze für einen Personalausbau in den Einrichtungen", fasst Nitsche zusammen. 

Das Dilemma liege immer im Abwegen zwischen Qualität, Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter und der enormen Belastung für die Bewohner, sagt Nitsche. "Da kommt an diesem 1. Juli leider vieles zusammen."

Wer sich die Unterbringung im Pflegeheim bei diesen Beiträgen nicht leisten kann, für den gibt es Hilfe vom Staat - allerdings erst, wenn Vermögen und Vermögenswerte, wie etwa auch das eigene Haus, aufgebraucht sind. Am Ende bleibt von einem Leben voller Arbeit dann nichts übrig. Auch die Kinder pflegebedürftiger Menschen können, übersteigt ihr Einkommen die Schutzgrenze, zur Kasse gebeten werden. 

Unterstützung bei Antragsstellungen angeboten 


"Wenn solche Preissteigerungen kommen, unterstützen wir die Bewohner auch in Gesprächen und bei den Anträge. Natürlich versuchen wir jetzt auch, mit den Bewohnern und deren Angehörigen im Gespräch zu bleiben und diese Entwicklung in der Pflege bestmöglich zu erklären", sichert Nitsche zu. 

Für die Bewohner und Angehörigen im Pflegeheim St. Elisabeth - und wahrscheinlich den meisten Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland - sicherlich nur ein schmaler Trost. Für sie heißt es weiter bangen, dass der Betrag, der am Ende der Verhandlungen feststeht weiterhin irgendwie leistbar bleibt.

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