Der Wasserwahnsinn von Großbodungen

Morgens aufstehen, Zähne putzen, Kaffee kochen – oder abends nach Feierabend einfach mal ein Entspannungsbad nehmen: Für die meisten von uns ist das ganz normal. Doch für Maren aus Großbodungen im Landkreis Eichsfeld sind diese alltäglichen Dinge ein Traum. Denn die fünfköpfige Familie lebt seit über einem Jahr ohne fließendes Wasser – und wartet seitdem darauf, dass ihr Haushalt endlich ans öffentliche Netz angeschlossen wird.

Der Alltag von Maren und ihrer Familie ist entsprechend aufwändig wie sie uns im LandesWelle-Interview verrät: „Das Frühstück muss ich mit Wasserflaschen zubereiten. Zähneputzen dürfen wir auch nur mit Wasserflaschen. […] Wenn wir gefrühstückt haben, dann hole ich die ersten zwei Eimer Wasser rein, mach diese warm im Wasserkocher, damit die Kinder sich waschen können und ich abwaschen kann. […] Und abends auch das Wasser zum Waschen wieder warm machen im Wasserkocher oder aufm Elektroherd, dass man mal größere Körperpflege betreiben kann.“

Das letzte Jahr über hat sie sich selbst mit Wasser versorgt. Dafür hat sie sich einen 2 Kubikmeter-Notwassertank im Netz gekauft. Dann hieß es: Alle vier Wochen zum Klärwerk fahren und den Tank auffüllen. Doch seit drei Monaten geht das nicht mehr. Dafür hilft nun die Freiwillige Feuerwehr Großbodungen aus.

Feuerwehr füllt einmal im Monat den Tank auf

Jeden Monat muss abgesprochen werden, wann die Kameraden Zeit haben, den Tank der Familie zu füllen. Dann rückt die Freiwillige Feuerwehr an und füllt das Nutzwasser auf, das Maren und ihre Familie für die Körperpflege, Reinigungsarbeiten und die Toilettenspülung nutzen können. Die Anlieferung des Wassers ist für die Familie kostenlos, bestätigt auch Ortschaftsbürgermeister Heiko Steinecke: „Wir als Gemeinde unterstützen die Familie Weidner in dem Sinne, wir fahren kostenlos aus der Gemeinde das Wasser zu der Familie. […] So lange bis die Leitung neu ist und angeschlossen ist.“

Das Wasser an sich muss die Familie natürlich trotzdem bezahlen.

Wasseranschluss gab es an diesem Haus nie

Die Familie hat das Haus vor fast zehn Jahren gekauft; ohne Wasseranschluss, dafür mit einem Hausbrunnen. Laut Ortschaftsbürgermeister Heiko Steinecke wollten die Vorbesitzer aus Kostengründen keinen Anschluss legen lassen. Familie Weidner ließ sich davon jedoch nicht abschrecken: „Hier lag kein zentraler Wasseranschluss, aber wir gehen ja davon aus, dass irgendwann mal auch bis hier runter Wasser kommt. Und der Brunnen war ja zu der Zeit ein guter Versorgungsträger“, so Maren Weidner. An diesem Brunnen stellte Maren Weidner im Sommer 2018 einen merkwürdigen Geruch fest. Sie informierte das Gesundheitsamt, dieses legte den Brunnen still.

Der Wasser- und Abwasserzweckverband „Eichsfelder Kessel“ stellte der Familie daraufhin einen Wasserwagen bereit, um sie mit Trinkwasser zu versorgen. Seitdem lebt Familie Weidner, indem sie sich selber das Wasser, das sie benötigen, besorgen.

Besonderes Kopfzerbrechen bereitet Maren Weidner der bevorstehende Winter: „Drei Tanks habe ich in der Garage stehen, notdürftig mit Dämmung präpariert. Den anderen habe ich in der Waschküche auch mit Dämmung präpariert. Aber, ob das so hält …?! Wenn wir keinen starken Winter bekommen, kann ich Glück haben. Wenn er stärker wird, friert mir draußen alles fest.“

Bauarbeiten verzögern sich

Über ein Jahr ist nun vergangen, doch die Bauarbeiten, um den Haushalt ans öffentliche Netz anzuschließen, haben noch nicht begonnen. Grund dafür ist, dass in der Planung der Bauarbeiten nicht nur der Wasser- und Abwasserzweckverband „Eichsfelder Kessel“ eine Rolle spielt, sondern auch das Straßenbauamt Nordthüringen und die LMBV – Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungs mbH.

„Jetzt ist das ein Gemeinschaftsvorhaben […] und das bedarf entsprechender Abstimmungen. Wir haben unsere Planungen im Frühsommer 2019 bereits fertig. Aber es gab dort noch Schwierigkeiten zwischen der Straßenbauverwaltung und der Bergbaugesellschaft“, erklärte uns Oliver Thiele, Geschäftsführer der WAZ.

An der Landstraße in Großbodungen sollen Bauarbeiten durchgeführt werden. In diesem Zuge sollen auch die Wasserleitungen verlegt werden. Deshalb sind die Abstimmungen zwischen den Ämtern und Verwaltungen wichtig. Einen ersten, vorsichtigen Zeitplan gibt es immerhin: „Ich gehe davon aus, dass spätestens im Frühjahr nächsten Jahres mit dem Bau begonnen wird. Ich kann allerdings noch nicht sagen, weil wir auch ein bisschen von der Straßenbauverwaltung abhängig sind, wie die konkret ihren Bauzeitplan haben.“

Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist also am Horizont zu sehen. Doch bis dahin muss Familie Weidner aus Großbodungen weiter durchhalten; die Freiwillige Feuerwehr wird weiter das Wasser zur Familie transportieren und Maren wird für ihre Familie mit Wasser aus Flaschen kochen müssen.

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