Was wir tun, wenn wir "Nichts tun"

Stellen Sie sich mal vor: Sie sitzen auf der Couch, die Sonne scheint, das Handy bleibt stumm und der Kopf ist irgendwie leer. Keine To-Do-Liste, keine E-Mails, kein Hektik, keine Deadlines. Klingt traumhaft, oder? Doch spätestens nach fünf Minuten stellt sich die Frage: Sollte ich nicht irgendwas tun?

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im echten Zustand des „Nichts tun“ angekommen. Und das ist… gar nicht so einfach, wie es sich anhört.

Was wir tun, wenn wir nichts tun

„Nichts tun“ klingt nach völliger Leere – und doch passiert dabei eine ganze Menge. Während Sie vermeintlich einfach nur rumhängen, geraten Ihre Gedanken in Bewegung: Was war das letzte Gespräch? Was muss ich noch einkaufen? Sollte ich wirklich noch einen Kaffee trinken? Und das schlechte Gewissen? Ach, das gibt’s auch noch. Ob Sie es wollen oder nicht: Nichtstun ist gar nicht so leicht!

Neurowissenschaftler sprechen hier vom „Default Mode Network“ (DMN), einem Netzwerk im Gehirn, das in Ruhephasen aktiv wird und uns hilft, Erinnerungen abzurufen, Kreativität zu fördern oder emotionale Erfahrungen zu verarbeiten. Auch wenn wir uns bewusst hinsetzen und „nichts tun“, schaltet unser Gehirn nicht einfach ab – es denkt nach, stellt Fragen, baut Geschichten. Das bedeutet: Auch im Nichtstun sind wir ständig auf einer kognitiven Reise.

Kann man Nichtstun lernen?

Die Antwort lautet: Ja! Aber es ist gar nicht so leicht. Wie ein Muskel, den wir seit Jahren nicht mehr trainiert haben, braucht auch Nichtstun Übung. Gerade in Zeiten von ständiger Erreichbarkeit und der ewigen „Hast-du-noch-fünf-Minuten“-Mentalität fällt es uns schwer, einfach mal nichts zu tun. Der Trick ist: Fangen Sie klein an. Versuchen Sie doch mal, fünf Minuten am Tag einfach nur zu sitzen, zu atmen und das Nichts zu genießen. Kein Handy, keine Gedanken an die To-Do-Liste – einfach nur da sein. Nach ein paar Versuchen wird’s sogar ziemlich erholsam. Denn zu lernen, nichts zu tun, bedeutet auch, sich selbst die Erlaubnis zu geben, einfach mal nichts zu leisten.

Manchmal ist Nichtstun die beste Lösung

Wussten Sie, dass Nichtstun richtig gut für die Gesundheit ist? Studien zeigen, dass das Gehirn in Zeiten der Ruhe und des „Nichtstuns“ wichtige Reparaturprozesse durchläuft. Außerdem fördert es Kreativität und hilft, Stress abzubauen. Wer also regelmäßig mal „nichts“ tut, tut eigentlich mehr für sich selbst, als er oder sie denkt. Und mal ganz ehrlich: Wer von uns hat nicht schon einmal die besten Ideen gehabt, als er einfach im Park spazieren ging oder auf dem Balkon in die Sonne starrte? Wer hätte das gedacht: „Nichts tun“ kann tatsächlich der beste Weg sein, um neue Energie zu tanken.

Nichtstun weltweit – vom Thüringer Waldbaden zur Siesta in Spanien

Nichtstun ist nicht gleich Nichtstun – jede Kultur hat ihre eigene, ganz besondere Art, der Zeit ohne Hektik und Stress zu begegnen.

In Thüringen etwa finden wir das entspannte Waldbaden, das eine Verbindung zur Natur herstellt, bei dem der Spaziergang im Wald zum Ritual der Achtsamkeit wird. Ähnlich der japanischen Praxis des „Shinrin Yoku“, bei der sich die Teilnehmer ganz dem Duft und den Geräuschen des Waldes hingeben, lässt sich auch hier in Thüringen beim Waldbaden der Kopf freimachen und der Moment genießen.

Weit entfernt von den Thüringer Wäldern nehmen sich die Spanier ihre wohlverdiente Siesta. In Spanien ist das Mittagsschläfchen ein wahres Kulturgut, bei dem Körper und Geist die Möglichkeit bekommen, sich nach dem Mittagessen eine Pause zu gönnen. Diese Tradition sorgt dafür, dass man den Nachmittag frisch und ausgeruht angeht, ganz im Sinne von „Siesta – einfach mal nichts tun“.

In Italien ist das „dolce far niente“ – die „Süße des Nichtstuns“ – eine Philosophie. Wenn die Italiener ihre Kaffeepause genießen, dann nicht schnell im Vorbeigehen, sondern im vollen Genuss. Ohne Zeitdruck lassen sie sich von einem Espresso treiben und erleben das einfache, aber wohltuende Vergnügen des Stillseins. Vielleicht könnte ein solches Ritual auch unser Leben bereichern, wenn wir es uns einmal erlauben, einfach nur zu genießen.

In Schweden findet das Nichtstun unter dem Begriff „Fika“ statt. Diese berühmte Kaffeepause ist weit mehr als nur ein Getränk – sie ist ein soziales Ereignis. Hier geht es nicht um Eile, sondern um die Freude am Gespräch und an der Entschleunigung. Das entspannte Beisammensein ist eine Art, bewusst innezuhalten und die Gegenwart zu würdigen, ohne sich von der Hektik des Alltags ablenken zu lassen.

Und schließlich kommen wir nach Finnland, wo das „Sisu“, ein Begriff für innere Ruhe und Widerstandskraft, auch das Nichtstun beeinflusst. Es geht hier nicht nur um Durchhalten, sondern auch um das „Sich-Zeit-Nehmen“. In Finnland wird das Nichtstun oft durch winterliche Spaziergänge in verschneiten Landschaften oder das gemütliche Zusammensein am Kamin geprägt. Sisu lehrt uns, dass wahre Erholung auch in den ruhigeren Momenten des Lebens zu finden ist.

Ob in den Wäldern Thüringens, bei der Siesta in Spanien oder beim Kaffeetrinken in Schweden – das Nichtstun weltweit zeigt uns, dass es durchaus seine Berechtigung hat. 

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