Gema, Personalmangel und hohe Kosten: Weihnachtsmärkte stehen vor Herausforderungen

Für Veranstalter und Händler in Thüringen wird es immer schwieriger, Stände auf Weihnachtsmärkten zu besetzen. Grundsätzlich werde es an vielen Stellen schwieriger, Mitarbeiter zu finden - vom Betrieb der Hütten bis zur Reinigung der Marktflächen. "Ich weiß von einigen Teilnehmern, die überlegen, nicht wie früher vielleicht zehn Weihnachtsmärkte mit zu machen, sondern nur noch acht oder sogar fünf", berichtet Erfurts Marktmeister Sven Kästner. "Es stehen auch mehr Gewerbetreibende wieder selber an den Ständen - gerade in den handwerklichen Bereichen ist es eben besonders in der Weihnachtszeit Absatz zu generieren. Dafür wird letztendlich das ganze Jahr produziert." 

Keine Absagen in Erfurt - Situation andernorts schwieriger


In Erfurt selbst hätte es noch keine Absagen aufgrund fehlenden Personals gegeben, hier reden wir allerdings auch über Thüringens prominentesten Weihnachtsmarkt.  Woanders ist die Situation schwieriger:  So hätten etwa in Weimar Händler bereits aufgrund von Personalengpässen ihre Teilnahme absagen müssen, sagte eine Sprecherin. Es sei außerdem zunehmend kompliziert, Kunsthandwerker zu finden und zu binden. Auch in Sonneberg werde es immer schwieriger, alle Hütten zu besetzen, hieß es aus der Stadtverwaltung. Aufgrund fehlender Mitarbeiter habe es ebenfalls bereits Absagen von Händlern gegeben, insgesamt gebe es immer weniger Anbieter mit weihnachtlichen Artikeln.

In Jena mache sich ein allgemeiner Rückgang von Standbetreibern und Verkaufsständen im Handel bemerkbar, sagte ein Verwaltungssprecher. Allgemeine Kostensteigerungen und zurückhaltendes Kaufverhalten spielten eine Rolle. Dazu kämen Schwierigkeiten der älteren Standbetreiber, Nachfolger zu finden. Genügend Personal für den vier Wochen dauernden Markt zu finden, sei schon immer herausfordernd gewesen, so der Sprecher weiter. In Jena habe es aber bisher keine negativen Rückmeldungen oder Absagen gegeben.

Eine Erhöhung der Standgebühren vor allem aufgrund der ohnehin angespannten Situation gab es den Angaben nach in keiner der genannten Städte.

Gema-Gebühren ziehen an


Ein grundsätzliches Ärgernis für Kommunen wie Nordhausen und Erfurt sind die Kosten für gebührenpflichtige Musik. Denn die sogenannten Gema-Gebühren sind aufgrund von Neuberechnungen der Grundfläche teils deutlich gestiegen. Bundesweit hatten der Verwertungsgesellschaft Gema zufolge 2022 insgesamt 135 Städte die immensen Preissteigerungen bei Lizenzen reklamiert, in 35 Fällen hatten diese im fünfstelligen Bereich gelegen. Aus der Luft gegriffen seien diese Forderungen aber nicht, erklärt Gema-Sprecherin Ursula Goebel. "Bei dem einen Weihnachtsmarkt liegt es vielleicht daran, dass sich die Fläche erhöht hat, dass fünf, sechs, sieben Buden hinzugekommen sind, bei dem anderen Weihnachtsmarkt liegt es daran, dass die Zahl der Veranstaltungstage sich deutlich erhöht hat. Wen man die zahl der Öffnungstage verdoppelt, erhöht sich natürlich auch der Tarif."

Die verärgerten Reaktionen der betroffenen Weihnachtsmärkte könne sie natürlich dennoch nachvollziehen, erklärt Goebel, immerhin seien das Kosten, die so erstmal nicht einkalkuliert gewesen seien. "Was mich aber an der Diskussion ärgert, ist, dass die Gesellschaft oder eben auch die Weihnachtsmarktbetreiber offenbar erwarten, dass die Musikschaffenden ihre Werke, ihr geistiges Eigentum, verschenken sollen", gibt Ursula Goebel zu bedenken. "Als Weihnachtsmarktbesucher zahlt man umgelegt pro Besuch zwei bis drei Cent für die Musik, die dort läuft - für eine Wurst oder einen Glühwein gibt man deutlich mehr aus. Ich entnehme der Debatte, dass wir alle Musik wollen, aber nur wenige dafür bereit sind zu zahlen."


Trotz dieser Entwicklung werde es etwa in Nordhausen weihnachtliche Musik und ein Kulturprogramm geben, erklärt Franziska Mühlhause. Die Gema hat auf ihrer Internetseite eine Liste mit im Original frei nutzbaren Weihnachtsliedern veröffentlicht. Betroffen seien also vor allem Lieder neueren Datums.

Auch in Erfurt werde man trotz nun höherer Kosten nicht auf die weihnachtliche Beschallung verzichten, versichert Marktmeister Kästner. "Wir sind uns alle der Bedeutung eines guten Weihnachtsmarktes bewusst und zum guten Weihnachtsmarkt gehört natürlich auch die Atmosphäre und festliche, weihnachtliche Musik." 

Neuerungen bei den Märkten 2023


Trotz der vielen Herausforderungen haben viele Weihnachtsmärkte ihr Angebot erweitert und erwarten Besucherzahlen wie vor der Corona-Krise. In Nordhausen soll es in diesem Jahr zum ersten Mal ein Weihnachtsliedersingen mit städtischen Schulchören geben, zudem sei der Märchenwald erweitert worden. In Weimar ziehen die Stände von der Schillerstraße in das neue "Glühweindorf" auf dem Frauenplan und den Herderplatz um.

In Sonneberg werde es am Weihnachtsmarkt-Wochenende zum ersten Mal eine kleine Bühne und einen Verkaufsstand der Glasfachschule Lauscha geben. Die Leuchtenburg setze bei ihrem Angebot immer stärker auf regionales Handwerk und biete einen Shuttleservice vom Bahnhof Kahla hinauf zur Burg. Erfurt habe unter anderem in neue stadteigene Verkaufshütten investiert, so Sven Kaestner.

Wo und wann Weihnachtsmärkte in Ihrer Region stattfinden, sehen Sie auf unserer LandesWelle Weihnachtsmarkt-Karte.

(
red/ mit dpa)

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